10 Juni 2015

4. Challengeergebnisse: Traum in Weiß

Hey :),

heute bekommt ihr unsere Ergebnisse der "Traum in Weiß" Challenge zu sehen.
Da Chrissy genauso gern isst wie ich, hat sie eine leckere Torte gebacken - Komponenten sind u.a. weiße Schokolade und Kirschgrütze. Das klingt doch vielversprechend! Das Rezept könnt ihr im chrissymalistischen Blog nachlesen.




Ich habe mich dafür entschieden, eine Schildkrötengeschichte mit diesem Thema zu verbinden. Wie ihr wisst, schreibe ich derzeit u.a. an einem Kinderbuch. Dieses handelt von den Abenteuern der Schildkröten Argy und Pinky. Eine der Geschichten bekommt ihr hier zu lesen.


Die Schildkrötenhochzeit
Glocken läuteten. Reis und Gänseblümchen rieselten auf das Brautpaar hinab. Nach menschlichen Maßstäben lächelte das Paar– nach schildkrötischen nicht.
„Was haben sich diese grenzdebilen Menschen dabei schon wieder gedacht?“, dachte sich Argy und zog die Mundwinkel noch weiter nach oben. Dies war das Schildkrötenpendant zu einem grimmigen Gesicht.
Der unglückliche Bräutigam warf einen Blick auf seine gedanklich schreiende Braut. Wie konnte ihnen das passieren? Sie hatten schon viel mitgemacht. Farbige Explosionen, Halloween und weitere ungewollte Abenteuer.  Doch niemals war ihnen ein derartiger Schlamassel widerfahren. Heute Vormittag lagen sie im Garten. Hatten die ersten Sonnenstrahlen auf ihren Panzern gespürt und sich von diesen wachkitzeln lassen. Eine Katze war an ihnen vorbeigerannt – gejagt von einem knuddelwütigen Kind. Sie hatten viel zu lachen gehabt. Und nun das! Wie konnte ein so wundervoller Tag zu einem derart furchtbaren mutieren? Egal wie, Argy und Pinky waren sich sicher, dass es eine ungeheuerliche Frechheit war.
Es war furchtbar! Sie trugen lächerliche Kostüme, die sie aussehen ließen, als hätten sie sich in den Stoffresten einer verrückten Schneiderin verheddert. Pinky trug ein weißes Etwas ohne jeglichen Hauch von Schlichtheit, dafür mit vielen Rüschen. Man konnte gerade so ihren Kopf in diesem Stoffberg ausmachen. Argy trug einen schwarzen Frack – mit Fliege! Der Stoff war unangenehm. Ein weiteres Problem war: Was sollten sie bitte machen, wenn sie urinieren mussten? Sie krabbelten hinter zwei Menschen, die ähnlich komisch gekleidet waren, hinterher. Das Schildkrötenpaar war umgeben von vielen Menschen. Ständig wurden Reis und Blüten geschmissen. Wenn doch nur etwas Salat dabei gewesen wäre.
„Autsch!“, dachte sich Pinky wütend, als sie ein Reiskorn direkt am Kopf traf.
Nun liefen sie also hinter den Menschen her und ließen sich mit Dingen bewerfen. Sie steuerten direkt auf ein großes Gebäude zu – eine Kirche, wie die Reptilien von früheren Ausflügen mit „ihren“ Menschenkindern wussten.  Als sie das Gebäude betraten, stupste Pinky Argy an und signalisierte ihm, dass sich dort etliche dunkle Reihen an beiden Seiten des Ganges erstreckten. Sie warteten, bis das Brautpaar vorm Altar stand und alle Blicke auf dieses gerichtet waren. Dann schlüpften sie unter eine der Sitzreihen und atmeten tief durch. So ein Verkleidungsmarathon war eine ganz schöne Strapaze für die beiden.
Ein schwarzgekleideter Mann erzählte irgendetwas. Es dauerte nicht lange, dann ging das Geschrei los.
„Wo sind die Ringe?“, rief der Bräutigam mit großen Augen.
„Wir haben sie auf die Schildkröten gebunden. Es sollte ein kleiner Scherz sein!“, antwortete der Trauzeuge verzweifelt.
„Wie konntet ihr auf eine derart dumme Idee kommen? Wo sind die beiden?“
In diesem Moment schrie eine alte Dame. Sie sprang auf ihren Sitz und kreischte, dass irgendein Tier an ihrem Fuß entlanggestrichen sei. Im Endeffekt bezog sich der Inhalt ihrer Aussage auf „Mäuse! Mäuse!“. Die Leute starrten sie an. Eine weitere Frau begann zu schreien.
„Igitt! Mich hat ebenfalls etwas berührt!“.
Auch diese Frau zog es vor, auf ihren Sitz zu steigen. Die fette Spinne, die sich von oben herab seilte, sah sie nicht. Die Frau bemerkte die Spinne erst,  als sie sich direkt vor ihrem Gesicht befand. Einem erstickten Schrei folgte ein Ohnmachtsanfall. Eine Meute Frauen rannte zu der Ohnmächtigen. Das alles hätte sich besser in einem Hühnerstall oder einer Irrenanstalt abspielen können. In eine Kirche passte dieses Szenario jedenfalls nicht.
„He, hier sind die Schildkröten!“, rief ein junger Mann.
„Dann bring sie her!“, schrie die Braut – sie war kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
Argy und Pinky starrten mit großen Augen die auf sie zueilenden Hände an. Sie konnten sich nicht zur Wehr setzen, als sie hochgehoben wurden. Sie kamen sich vor, als wären sie irgendwelche Puppen. Sie zappelten, als sie zum Altar getragen wurden.
„Ihr wolltet eure Flitterwochen wohl schon frühzeitig beginnen, mh?“, scherzte der nette Schildkrötenträger.
Das Brautpaar war sehr erleichtert darüber, dass die Schildkröten, und mit ihnen ihre Ringe, gefunden worden waren. Eilig entfesselten sie die Satinbänder, mit denen die Ringe an den Schildkröten befestigt worden waren und stülpten sie sich einander über die Finger. Argy und Pinky folgten diesem Vorgang irritiert und beschlossen, nicht  weiter über Sinn und Unsinn dieser Gesten nachzudenken.
Nach einer Weile war der schwarzgekleidete Mann beim Ende seiner Predigt angelangt. Nachdem sich das Brautpaar geküsst hatte, wurden die Schildkröten von dem netten Schildkrötenbeauftragten hochgenommen und rausgetragen. Dort waren auf einer großen Wiese einige Tische aufgestellt. Die meisten Plätze waren bereits von Menschen besetzt, die fröhlich Stücke der großen Sahnetorte aßen.
Die Schildkröten bekamen ihren Platz bei ihrer Menschenfamilie. Sie saßen zwischen dem Mädchen und dem Jungen. Der Junge rannte sofort los und holte einen gigantischen Teller, gefüllt mit verschiedenen Salatblättern.
„Oh, ich fürchte, die Kleinen fühlen sich nicht sehr wohl in ihren Kostümen.“, fiel der Menschenmama glücklicherweise auf. „Holt sie doch bitte aus den Kostümen raus.“, bat sie ihre beiden Kinder.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis die Reptilien aus ihren Kostümen entlassen wurden. Der Tag war so anstrengend gewesen, dass sie auf  ihrem Salatteller einschliefen – natürlich nicht ohne vorher den Großteil des Salats genossen zu haben. Sie bemerkten nicht einmal, wie sie spät in der Nacht nach Hause und in ihr Terrarium gebracht worden waren. Am nächsten Tag hing ihr Terrarium voll von Fotos der Schildkröten. Es waren Fotos von ihnen im Garten, von diversen Schwimmversuchen der beiden, von Halloween und von der gestrigen Kostümierungsveranstaltung. Argy und Pinky betrachteten die Fotos lange und eingehend. Sie fanden es schön und freuten sich über diese nette Geste. Im Endeffekt dachten sie sich jedoch, dass sie mit ihrem unglaublichen Gedächtnis und ihrer lebhaften Erinnerung – besonders an erschreckende Ereignisse, wie das gestrige – gar keine Fotos nötig hatten. Eigentlich wollten sie doch nur in der Sonne liegen und futtern. Sie dachten eben diese Gedanken, als die Tür geöffnet wurde. Schon wurden sie von der Menschenmutter hinaus in den Garten gebracht. Manchmal fanden sie das Konzept der Telepathie gar nicht so abwegig.




Ich hoffe, ihr hattet Freude beim Lesen und dass ihr Argy und Pinky auf ihren weiteren Abenteuern begleiten wollt:)!

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