heute bekommt ihr unsere Ergebnisse der "Traum in Weiß" Challenge zu sehen.
Da Chrissy genauso gern isst wie ich, hat sie eine leckere Torte gebacken - Komponenten sind u.a. weiße Schokolade und Kirschgrütze. Das klingt doch vielversprechend! Das Rezept könnt ihr im chrissymalistischen Blog nachlesen.
Ich habe mich dafür entschieden, eine Schildkrötengeschichte mit diesem Thema zu verbinden. Wie ihr wisst, schreibe ich derzeit u.a. an einem Kinderbuch. Dieses handelt von den Abenteuern der Schildkröten Argy und Pinky. Eine der Geschichten bekommt ihr hier zu lesen.
Die Schildkrötenhochzeit
Glocken läuteten. Reis und
Gänseblümchen rieselten auf das Brautpaar hinab. Nach menschlichen Maßstäben
lächelte das Paar– nach schildkrötischen nicht.
„Was haben sich diese
grenzdebilen Menschen dabei schon wieder gedacht?“, dachte sich Argy und zog
die Mundwinkel noch weiter nach oben. Dies war das Schildkrötenpendant zu einem
grimmigen Gesicht.
Der unglückliche Bräutigam
warf einen Blick auf seine gedanklich schreiende Braut. Wie konnte ihnen das
passieren? Sie hatten schon viel mitgemacht. Farbige Explosionen, Halloween und
weitere ungewollte Abenteuer. Doch
niemals war ihnen ein derartiger Schlamassel widerfahren. Heute Vormittag lagen
sie im Garten. Hatten die ersten Sonnenstrahlen auf ihren Panzern gespürt und
sich von diesen wachkitzeln lassen. Eine Katze war an ihnen vorbeigerannt –
gejagt von einem knuddelwütigen Kind. Sie hatten viel zu lachen gehabt. Und nun
das! Wie konnte ein so wundervoller Tag zu einem derart furchtbaren mutieren?
Egal wie, Argy und Pinky waren sich sicher, dass es eine ungeheuerliche
Frechheit war.
Es war furchtbar! Sie trugen
lächerliche Kostüme, die sie aussehen ließen, als hätten sie sich in den
Stoffresten einer verrückten Schneiderin verheddert. Pinky trug ein weißes
Etwas ohne jeglichen Hauch von Schlichtheit, dafür mit vielen Rüschen. Man
konnte gerade so ihren Kopf in diesem Stoffberg ausmachen. Argy trug einen
schwarzen Frack – mit Fliege! Der Stoff war unangenehm. Ein weiteres Problem
war: Was sollten sie bitte machen, wenn sie urinieren mussten? Sie krabbelten hinter
zwei Menschen, die ähnlich komisch gekleidet waren, hinterher. Das
Schildkrötenpaar war umgeben von vielen Menschen. Ständig wurden Reis und
Blüten geschmissen. Wenn doch nur etwas Salat dabei gewesen wäre.
„Autsch!“, dachte sich Pinky
wütend, als sie ein Reiskorn direkt am Kopf traf.
Nun liefen sie also hinter
den Menschen her und ließen sich mit Dingen bewerfen. Sie steuerten direkt auf
ein großes Gebäude zu – eine Kirche, wie die Reptilien von früheren Ausflügen
mit „ihren“ Menschenkindern wussten. Als
sie das Gebäude betraten, stupste Pinky Argy an und signalisierte ihm, dass sich
dort etliche dunkle Reihen an beiden Seiten des Ganges erstreckten. Sie
warteten, bis das Brautpaar vorm Altar stand und alle Blicke auf dieses
gerichtet waren. Dann schlüpften sie unter eine der Sitzreihen und atmeten tief
durch. So ein Verkleidungsmarathon war eine ganz schöne Strapaze für die
beiden.
Ein schwarzgekleideter Mann
erzählte irgendetwas. Es dauerte nicht lange, dann ging das Geschrei los.
„Wo sind die Ringe?“, rief
der Bräutigam mit großen Augen.
„Wir haben sie auf die
Schildkröten gebunden. Es sollte ein kleiner Scherz sein!“, antwortete der
Trauzeuge verzweifelt.
„Wie konntet ihr auf eine
derart dumme Idee kommen? Wo sind die beiden?“
In diesem Moment schrie eine
alte Dame. Sie sprang auf ihren Sitz und kreischte, dass irgendein Tier an
ihrem Fuß entlanggestrichen sei. Im Endeffekt bezog sich der Inhalt ihrer
Aussage auf „Mäuse! Mäuse!“. Die Leute starrten sie an. Eine weitere Frau
begann zu schreien.
„Igitt! Mich hat ebenfalls
etwas berührt!“.
Auch diese Frau zog es vor,
auf ihren Sitz zu steigen. Die fette Spinne, die sich von oben herab seilte,
sah sie nicht. Die Frau bemerkte die Spinne erst, als sie sich direkt vor ihrem Gesicht befand.
Einem erstickten Schrei folgte ein Ohnmachtsanfall. Eine Meute Frauen rannte zu
der Ohnmächtigen. Das alles hätte sich besser in einem Hühnerstall oder einer
Irrenanstalt abspielen können. In eine Kirche passte dieses Szenario jedenfalls
nicht.
„He, hier sind die Schildkröten!“,
rief ein junger Mann.
„Dann bring sie her!“,
schrie die Braut – sie war kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
Argy und Pinky starrten mit
großen Augen die auf sie zueilenden Hände an. Sie konnten sich nicht zur Wehr
setzen, als sie hochgehoben wurden. Sie kamen sich vor, als wären sie
irgendwelche Puppen. Sie zappelten, als sie zum Altar getragen wurden.
„Ihr wolltet eure
Flitterwochen wohl schon frühzeitig beginnen, mh?“, scherzte der nette
Schildkrötenträger.
Das Brautpaar war sehr
erleichtert darüber, dass die Schildkröten, und mit ihnen ihre Ringe, gefunden
worden waren. Eilig entfesselten sie die Satinbänder, mit denen die Ringe an
den Schildkröten befestigt worden waren und stülpten sie sich einander über die
Finger. Argy und Pinky folgten diesem Vorgang irritiert und beschlossen,
nicht weiter über Sinn und Unsinn dieser
Gesten nachzudenken.
Nach einer Weile war der
schwarzgekleidete Mann beim Ende seiner Predigt angelangt. Nachdem sich das
Brautpaar geküsst hatte, wurden die Schildkröten von dem netten
Schildkrötenbeauftragten hochgenommen und rausgetragen. Dort waren auf einer
großen Wiese einige Tische aufgestellt. Die meisten Plätze waren bereits von
Menschen besetzt, die fröhlich Stücke der großen Sahnetorte aßen.
Die Schildkröten bekamen ihren
Platz bei ihrer Menschenfamilie. Sie saßen zwischen dem Mädchen und dem Jungen.
Der Junge rannte sofort los und holte einen gigantischen Teller, gefüllt mit
verschiedenen Salatblättern.
„Oh, ich fürchte, die
Kleinen fühlen sich nicht sehr wohl in ihren Kostümen.“, fiel der Menschenmama
glücklicherweise auf. „Holt sie doch bitte aus den Kostümen raus.“, bat sie
ihre beiden Kinder.
Es dauerte eine gefühlte
Ewigkeit, bis die Reptilien aus ihren Kostümen entlassen wurden. Der Tag war so
anstrengend gewesen, dass sie auf ihrem
Salatteller einschliefen – natürlich nicht ohne vorher den Großteil des Salats
genossen zu haben. Sie bemerkten nicht einmal, wie sie spät in der Nacht nach
Hause und in ihr Terrarium gebracht worden waren. Am nächsten Tag hing ihr Terrarium
voll von Fotos der Schildkröten. Es waren Fotos von ihnen im Garten, von
diversen Schwimmversuchen der beiden, von Halloween und von der gestrigen Kostümierungsveranstaltung.
Argy und Pinky betrachteten die Fotos lange und eingehend. Sie fanden es schön
und freuten sich über diese nette Geste. Im Endeffekt dachten sie sich jedoch,
dass sie mit ihrem unglaublichen Gedächtnis und ihrer lebhaften Erinnerung –
besonders an erschreckende Ereignisse, wie das gestrige – gar keine Fotos nötig
hatten. Eigentlich wollten sie doch nur in der Sonne liegen und futtern. Sie
dachten eben diese Gedanken, als die Tür geöffnet wurde. Schon wurden sie von
der Menschenmutter hinaus in den Garten gebracht. Manchmal fanden sie das
Konzept der Telepathie gar nicht so abwegig.
Die Schildkrötenhochzeit
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